Paarberatung, Eheberatung, Paartherapie oder Paar-Coaching? Was sind die Unterschiede?

Hui, das ist jetzt eine Herausforderung für mich gewesen: einen Artikel schreiben, der dir die Unterschiede zwischen den Formaten Paarberatung, Eheberatung, Paartherapie und Paarcoaching erklärt. Das hatte ich mir anders vorgestellt.  Eine vierspaltige Tabelle sah ich vor meinem inneren Auge, glasklar geordnet und abgegrenzt, Gemeinsamkeiten und Unterschiede farblich markiert. Ach, das wäre schön gewesen. Von dieser Idee musste ich mich allerdings schnell verabschieden. Eindeutigkeit in der Begrifflichkeit ist hier tatsächlich nicht zu haben. Bunter Wortdschungel statt Tabellenordnung. Aber ich möchte anders anfangen. Einfacher.

Fest steht: Alle Formate beschäftigen sich mit Krisen in der Partnerschaft

Alle Formate stellen Hilfestellungen zur Verfügung, die zu folgenden Stichworten passen:

Intimität und Nähe leben, Kommunikation und Bedürfnisse, Vertrauen und Verbundenheit, Affären,

Streitkultur, Konflikte, Gefühle wahrnehmen und zeigen, emotionale Entfremdung, Auseinanderleben, Beziehungspflege.

In allen Formaten kannst du lernen, wie es gelingen kann eure Partnerschaft so zu leben, wie es euren Vorstellungen und Werten entspricht.

Die Begriffe Paarberatung, Eheberatung, Paartherapie und Partnerschafts-Coaching sind nicht geschützt

Eine einfache Antwort auf die Frage nach den Unterschieden gibt es leider nicht.  Die Begriffe sind nicht geschützt und können von jedem Paarprofi so benutzt werden, wie es ihr oder ihm sinnvoll erscheint. Je nachdem, wie sie selbst ausgebildet ist und aus welcher Paar-Schule er kommt, prägt und verwendet sie für sich die Begriffe.

Eindeutigkeit? Fehlanzeige.

Es ist eine bunte, reiche Vielfalt der unterschiedlichen Sichtweisen, ein Nebeneinander und auch ein Durcheinander der Ansichten, welche Unterschiede es gibt zwischen Paarberatung, Eheberatung, Paartherapie und Paarcoaching.

Hier nun also meine Profi-Sicht auf die Formate, die Paaren in der Krise helfen:

Format Eheberatung

Eheberatung hilft verheirateten (und natürlich auch unverheirateten) Paaren in der Krise, ihre Ehe wieder so leben zu können, wie es ihren Werten entspricht.

Die Eheberatung ist in Deutschland ein Kind der institutionalisierten Beratungsarbeit, die in der Nachkriegszeit entstanden ist. Damals wurde die Notwendigkeit erkannt, Hilfsangebote für Menschen in psychischen Krisen auch in den ländlichen Regionen zur Verfügung stellen zu können. So sind Beratungsstellen in den Städten und auch auf dem Lande entstanden.

Heute ist die Eheberatung überwiegend in Beratungsstellen kirchlicher Trägerschaft zu Hause. Aber auch in Praxen für Psychologische Beratung wird sie angeboten.

Wichtig ist zu wissen: Auch wenn ihr nicht verheiratet seid, könntet ihr Eheberatung in Anspruch nehmen. Es ist keine Voraussetzung, verheiratet zu sein.

Verheiratete Paare sprechen von Eheberatung, wenn sie deutlich machen wollen, dass ihre Ehe in Schwierigkeiten ist und sie hier Hilfe brauchen.

Format Paarberatung

Die Bezeichnung Paarberatung ist wesentlich jünger als die Bezeichnung Eheberatung und wird der gesellschaftlichen Realität gerecht, dass heute viele Paare auch unverheiratet miteinander leben. Und natürlich können sie gleichermaßen in eine Krise geraten. So gibt es inhaltlich eine große Schnittmenge zwischen den beiden Formaten Paarberatung und Eheberatung. Auch in der Paarberatung geht es um die Bewältigung von Krisen und Konflikten, Ausprobieren neuer Lösungswege, Einüben hilfreicher Kontaktgestaltung und ein neuer Umgang mit Gefühlen und Bedürfnissen, Erwartungen und Wünschen an die Partnerschaft.

Je nachdem welche Ausbildung eure Berater*in absolviert hat, sind die Methoden systemisch-lösungsorientiert, emotionsfokussiert, tiefenpsychologisch fundiert, gesprächspsychotherapeutisch aufgebaut. Frage auf jeden Fall nach, wenn es dich interessiert. Deine Beraterin erklärt dir in der Regel gerne, wie sie arbeitet und auch wie sie die Unterschiede zu den anderen Schulrichtungen sieht.

Partnerschaftscoaching

Wenn ein Coach Hilfe für Paare in der Krise anbietet, spricht er in der Regel von Paar-Coaching oder Partnerschaftscoaching. Seine Ausbildung als Coach stellt ihm Methoden zur Verfügung, die er auch nutzen kann, Paaren in der Krise zu helfen.

Format Paartherapie

Paartherapie hat sich aus der Familientherapie entwickelt und hat ihre Wurzeln in der psychoanalytischen Tradition. Die Bezeichnung Paartherapie sorgt oft für Missverständnisse, weil sie durchklingen lässt, dass das Paar oder die Partnerschaft des Paares krank sei und geheilt werden müsse. Partnerschaften können jedoch nicht erkranken. Krisen in der Partnerschaft sind keine Krankheiten. Dieser Sichtweise schließt sich auch der Gesetzgeber an, wenn er Paartherapie/Paarberatung außerhalb der Heilkunde verordnet. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Krankenkassen keine Kosten für Paarberatung und Paartherapie übernehmen.

Frage den Paar-Profi, wie er seine Aufgabe versteht

Meine Befragung unter Kolleginnen und Kollegen, meine Fachlektüre und meine Recherche im Internet zeigen mir, dass es wahrscheinlich so viele Verstehensweisen der Formate gibt, wie es Profis gibt, die Paaren helfen.

Ist das ein Problem? Eigentlich nicht. Du musst halt nur genau hingucken, wovon der Profi spricht, bei dem du dir Hilfe holst. Du musst wissen, dass auch Paarberatung nicht gleich Paarberatung ist. Und Paartherapie nicht gleich Paartherapie. Und es wichtig ist, genau hinzugucken und nachzufragen, was sich hinter dem jeweiligen Label verbirgt.

Mein Fazit: Paarberatung ist Trumpf

Meiner Einschätzung nach ist die Bezeichnung Paarberatung die geeignetste Bezeichnung für die Hilfe für Paare in der Krise. Sie schließt niemanden aus und stigmatisiert dich nicht als ‚krank‘. Sie stellt euch als Paar in den Mittelpunkt, ihr lasst euch als Paar beraten. Paarberatung heißt nicht, dass ihr Ratschläge bekommt, wie ihr eure Beziehung leben sollt. Hierfür wäre eine Beratung nicht notwendig. Ratgeberliteratur gibt es für Paare genug. Wenn es reichen würde, Ratschläge anzunehmen, dann gäbe es unser Paarprofi-Business nicht. In der Paarberatung geht es um viel mehr.

Geländer sein und Orientierung geben ist das Herz der Paarberatung: mitfühlend, unterstützend, klärend.

Paarberatung heißt, dass ihr mit Profihilfe neue und überzeugend gute Ideen entwickelt, was ihr braucht, um euer Problem lösen zu können. Neue Verhaltensweisen? Neue Sichtweisen? Ein anderes Verständnis füreinander? Alte Verletzungen endlich versorgen? Und natürlich stelle ich hierfür auch meine Profi-Erfahrung zur Verfügung: Was sind hilfreiche Strategien für euch? Was sind Sackgassen? Ihr bekommt genau so viel Geländer und Orientierung wie notwendig ist, damit ihr eure Krise überwindet.

Wenn du nun Hilfe für euch suchst, dann sollte die Bezeichnung des Formates - Paarberatung, Eheberatung, Paartherapie, Paar-Coaching -  kein Auswahlkriterium sein, weil es nicht aussagekräftig genug ist und die Bezeichnungen nicht einheitlich benutzt werden.

Sondern sinnvoll ist es, die Ausbildung und die Berufserfahrung zu erfragen. Wahrscheinlich informierst du dich zuerst im Internet, wer in eurer Region Hilfe für Paare anbietet. Um dann den passenden Profi für euch zu finden, ist es hilfreich viele Fragen zu stellen.

  • Sicherlich ist ein wichtiges Kriterium der Chemie-Faktor. Du spürst ohne dass du lange überlegen musst, ob dein Gegenüber dir sympathisch ist. Schnell merkst du, ob die Beraterin euer Anliegen versteht und eine Hypothese entwickeln kann, wie euer Problem strukturiert ist und sie euch helfen kann. Du spürst, ob ihr für eure Fragen genug Raum bekommt oder vorschnelle Antworten. Wenn es gut läuft, bezieht der Berater oder die Beraterin keine bewertende Position. Sie ist die Schweiz. Allerdings nicht ohne Mitgefühl für den Leidensdruck und die Not auf beiden Seiten. Er versteht euch, ohne sich auf eine Seite zu schlagen.
  • Gut ist, wenn du nach der ersten Sitzung mehr Fragen hast als vorher und aber auch die Zuversicht, dass eure Fragen besprechbar sind und Veränderung selbst dann möglich, wenn euer Problem schon eine ganze Weile zu euch gehört.
  • Welche Ausbildung und Weiterbildungen hat sie oder er absolviert? Ist sie in einem Berufsverband organisiert? In welchem? Gibt es berufliche Standards, die für sie oder ihn verbindlich sind? Redet er und sie gerne über seine Arbeit? Kannst Du seine Leidenschaft für seine Arbeit spüren? Wichtige Information findest du in der Regel auch auf der Homepageseite Über-Mich.
  • Gibt es eine Transparenz in der Gestaltung des Beratungsprozesses? Anzahl, Dauer, Häufigkeit der Sitzungen und Kostentransparenz? Sind Einzelsitzungen in der Paarberatung vorgesehen? Möglichkeit über zoom zu beraten?
  • Gefällt dir die Praxis und fühlst du dich in den Räumlichkeiten wohl?

Nicht alle Fragen werden gleich wichtig für dich sein. Und vielleicht möchtest du noch eine Frage ergänzen? Woran merkst du, dass du bei deinem Paar-Profi richtig bist?

Was ist dir wichtig? Ergänze die Checkliste!

Die folgende Checkliste hilft dir, im Erstgespräch gut entscheiden zu können, ob die Beraterin oder der Berater gut zu euch und eurem Anliegen passen und klicke hier um dir die Checkliste als PDF runterzuladen: PDF Checkliste So findet ihr den passenden Profi für eure Paarberatung

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